Die Sudetendeutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien

Seit fast 800 Jahren bewohnten Deutsche die Randgebiete von Böhmen, Mähren und Schlesien. Mit 3 ,4 Millionen Einwohnern übertrafen sie die Einwohnerzahlen von Norwegen oder Irland. Vom Böhmerwald, der Heimat Adalbert Stifters, bis zur Mährischen Pforte, wo die junge Oder nach Norden durchbricht, reichte das Sudetenland, dessen Bewohner die Mundarten der jeweils angrenzenden deutschen Landschaften sprachen.

In unmittelbarer Nachbarschaft der Barbarossastadt Eger, dem einstigen blühenden Mittelpunkt des Egerlandes liegen die Weltbäder Karlsbad, Marienbad und Franzensbad.

Viele bedeutende Persönlichkeiten-Staatsmänner, Dichter, Komponisten suchten hier einst Heilung und schöpften Kraft für ihr weiteres Wirken.

Kaolinvorkommen ermöglichten hier den Aufbau einer weltberühmten Porzellanindustrie. Das anschließende Erzgebirge barg reiche Lager an Silber, Kupfer und Zinn. Die Namen"Thaler" und"Dollar" haben ihren Ursprung in der Silberstadt St. Joachimsthal. Nach dem Versiegen der Bodenschätze zog in die "klingenden Täler" die Musikinstrumentenerzeugung ein. Auch die Textilindustrie, die Spielzeugwarenerzeugung und die Spitzenklöppelei waren hier zu Hause. Am Fuße des Gebirges liegen die Städte Komotau, Brüx, Dux, der Kurort Teplitz-Schönau und in der vorgelagerten fruchtbaren Landschaft die Hopfenstadt Saaz. Von besonderem landschaftlichen Reiz ist das Böhmische Mittelgebirge und das Elbetal. Die Bischofsstadt Leitmeritz, Aussig mit der nahen Ruine Schreckenstein, die Doppelstadt Tetschen-Bodenbach säumen den Fluß, der im herrlichen Elbsandsteingebirge Böhmen verläßt.
Östlich davon beginnen die eigentlichen Sudeten: ein Gebirgszug der sich aus mehreren Gebirgen zusammensetzt. An ihrem Fuße hatten sich bedeutende Industriestädte entwickelt: Warnsdorf, Böhmisch-Leipa, die industriereiche Hauptstadt Reichenberg sowie die durch ihre Glasindustrie weit über Europa hinaus bekannten Städte Gablonz und Steinschönau. Das Riesengebirge, Rübezahls Reich, steigt in der Schneekoppe bis zur Höhe von 1600 in auf. Östlich des Passes von Trautenau trifft man auf die Sandsteinfelsen von Adersbach -und Weckelsdorf. jenseits des Glatzer Kessels erhebt sich das Altvatergebirge, und über das Niedere Gesenke gelangt man in die fruchtbare Ebene des Ostsudetenlandes.

Ein Kranz von Städten breitet sich um die Berge des Gesenkes, es sind Städte mit bedeutender Textilindustrie: Mähr.-Schönberg, Freiwaldau, Freudenthal, Jägerndorf, dazu bekannte Kurorte wie Karlsbrunn, der Prießnitz-Kurort Gräfenberg und der Schroth-Kurort Lindewiese.

Troppau, die Hauptstadt des Ostsudetenlandes, liegt bereits in der fruchtbaren Bucht zwischen dem Niederen Gesenke und dem Hultschiner Ländchen.

Es muß hier noch erwähnt werden, daß außerhalb des geschlossenen sudetendeutschen Gebietes im Landesinneren von Böhmen und Mähren in kleineren und größeren deutschen Sprachinseln deutsche Menschen lebten: in Südböhmen um die Stadt Budweis, in der Hauptstadt Prag (40.000 Deutsche im Jahre 1939), im Schönhengstgau in Mähren, in den Sprachinseln um Iglau und Wischau sowie in Brünn und Olmütz.