1. Entschließung
der Teilnehmer der Landesversammlung
am 24. April 2010

Die in Wiesbaden versammelten Delegierten der Landesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Landesgruppe Hessen e.V., erinnern daran, dass die Vertriebenen schon vor 60 Jahren herausragende Zeichen der Versöhnung gesetzt haben:

Im "Wiesbadener Abkommen" vom 4. August 1950 haben sich Vertreter der Sudeten-deutschen und des tschechischen Exils gegen eine Kollektivschuld der Tschechen und Deutschen ausgesprochen und verlangt, dass die Schäden, die Tschechen und Sudetendeutsche erlitten haben, wieder gutgemacht werden.

Am 5. August 1950 haben die deutschen Heimatvertriebenen in Stuttgart auf Rache und Vergeltung verzichtet und verlangt, dass "das Recht auf die Heimat anerkannt und verwirklicht wird". Sie haben sich für ein geeintes Europa ausgesprochen, " in dem die Völker ohne Furcht und Zwang leben können" (Charta der deutschen Heimatvertriebenen).

Im Sinne dieser beiden Erklärungen setzen sich die Sudetendeutschen für eine Versöhnung mit unserem östlichen Nachbarn ein.
Versöhnung kann es nur auf dem Fundament der Wahrheit und der Gerechtigkeit geben.

Es ist festzuhalten,

Auch 20 Jahre nach dem demokratischen Neubeginn ist die tschechische Politik nicht bereit, sich von der völkerrechtswidrigen Vertreibung der Sudetendeutschen ebenso eindeutig zu distanzieren wie es die Bundesrepublik Deutschland - und auch die Sudeten deutsche Landsmannschaft - hinsichtlich der Verbrechen getan haben, die in der Zeit des Nationalsozialismus an anderen Völkern und Volksgruppen verübt wurden.

Erst vor wenigen Tagen haben der tschechische Ministerpräsident Jan Fischer und der slowakische Ministerpräsident Robert Fico anlässlich einer Kranzniederlegung an der Benes-Gedenkstätte in Alttabor bekräftigt, dass die Unrechtsdekrete unantastbar sind.

Die Delegierten erinnern daran, dass über 700 Jahre Deutsche und Tschechen im böhmisch- mährischen Raum friedlich und in guter Nachbarschaft zusammengelebt haben.

Sie halten es für geboten, dass sich tschechische und sudetendeutsche Repräsentanten in einem offenen und ehrlichen Dialog um die Aufarbeitung der beide Seiten berührenden Belastungen bemühen und damit die Grundlage für einen tragfähigen Ausgleich und eine dauerhafte Aussöhnung zwischen dem tschechischen Volk und der sudetendeutschen Volksgruppe schaffen.

Die Delegierten erwarten von den in Deutschland politisch Verantwortlichen, dass sie sich dafür einsetzen,

Wiesbaden, den 24. April 2010