SL Hessen

Erfolgreiche Landeskulturtagung

Ein unvergessliches Wurstbrot

Vor kurzem fand in Hanau die Kulturtagung der Landesgruppe Hessen der Sudetendeutschen Landsmannschaft statt. Landeskulturreferent Markus Harzer konnte in den Räumlichkeiten der Sandelmühle neben Landesobmann Alfred Herold ganz besonders Frau Edeltrud Bartels in ihrer Eigenschaft als Obfrau der Kreisgruppe Hanau begrüßen.

Ein überaus ansprechendes und abwechslungsreiches Programm erwartete die rund fünfzig Teilnehmer.

Den Anfang machte Lokalmatador Kurt Blaschek, 2. Vorsitzender des hiesigen Geschichtsvereins, der zur Aufnahme der Heimatvertriebenen im Raum Hanau referierte. Gekonnt stellte er hier die Bedeutung von Flüchtlingen und Vertriebenen für die Stadt Hanau dar, die schon im 17. Jahrhundert mit französischen Glaubensflüchtlingen einen nicht zuletzt wirtschaftlich bedeutenden Zuzug erfuhr. Blaschek konnte dann, selbst aus Brünn stammend, anhand seiner eigenen Vita die Situation der Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg erörtern. Ergreifend schilderte er, wie einmal seine Schultasche auf den Boden und dabei ein Stück trockenen Brotes heraus fiel. Daraufhin habe ein einheimischer Mitschüler ihm sein Wurstbrot geschenkt. "Das werde ich niemals vergessen."

Klaus Svojanovsky stellte in einem gelungenen Lichtbildvortrag die Sektion Sudeten innerhalb des Deutschen Alpenvereins dar. Dabei zeigte er auf, dass der Alpinismus von Anfang an von "Sudetendeutschen" mitgetragen wurde. Stellvertretend sei der nicht nur in Fachkreisen bekannte Alpinist und Polarforscher Julius Payer aus Teplitz-Schönau genannt, der dem nördlichsten Festland der Erde den Namen Kaiser-Franz-Josephs-Land gab.

Über die Entwicklung der "sudetendeutschen" Sektionen, beispielsweise Prag, berichtete Svojanovsky letztlich bis zur heutigen Situation, da es statt 18 eigener Sektionen nur noch eine Regionalgruppe Sudeten innerhalb der Sektion Schwaben gibt, mit dessen Hilfe die letzte Hütte unterhalten wird, die Sudetendeutsche Hütte in der Granatspitzgruppe in Tirol. Wie es mit der Regionalgruppe angesichts der schwierigen Mitgliedersituation und der immer steigenden baulichen Auflagen weitergehen wird, bleibt unklar.

Gerolf Fritsche vom Pädagogischen Arbeitskreis Mittel- und Osteuropa (PAMO) in Offenbach übernahm die Aufgabe der Kartenarbeit. Innerhalb des PAMO ist in jahrelanger Arbeit eine Karte zum Thema Vertreibung gestaltet worden, die jetzt auf der Seite des BdV Hessen aufgerufen werden kann. Die Karte stellt ohne überfrachtet zu sein eine Quintessenz jahrzehntelanger Forschungen dar und erfüllt die Anforderungen, die letztlich notwendig sind um der Thematik gerecht zu werden - ein gelungener Übergang zum ernstesten Thema des Tages: Jugendarbeit in der Landesgruppe.

Der Student Jan Anton Kleinhens, jüngstes Mitglied der Kreisgruppe Schlüchtern, auch in dessen Vorstand tätig, eröffnete mit einem Impulsreferat eine sehr motivierte Diskussion der Teilnehmer zu Problemen, Chancen und Möglichkeiten einer nachhaltigen Jugendarbeit. Dabei wurden unterschiedlichste Ansätze aufgezeigt, die in einem separaten Protokoll den Kreisgruppen zur Verfügung gestellt wird. Alles in allem war man sich in diesem Punkte einig: Die Jugend kommt nicht automatisch zu uns, sondern wir müssen zur Jugend kommen.

Ein besonders gelungener Abschluss eines sehr schönen Tages: Christa und Horst Engel vom Karlsbader Museum in Wiesbaden präsentierten den berühmten Karlsbader Becherbitter - in Theorie und Praxis. Und so klang die Tagung bei weiteren fundierten Gesprächen aus.

Der Landeskulturreferent bedankte sich für das rege Interesse und lud noch für das kommende Jahr ein am 31.10. - Ort noch nicht bekannt. Aber ein Thema soll der Wein aus Südmähren sein … Prosit!

Text und Fotos: Frank Dittrich
Im Dezember 2014