SL Hessen

Sudetendeutsche treffen sich zur Landesversammlung in Wiesbaden

Hessische Landesregierung ist sich der Bedeutung der Heimatvertriebenen bewusst

Die Landesgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) in Hessen hatte zu ihrer diesjährigen Landesversammlung in den großen Wappensaal des Wiesbadener Hauses der Heimat eingeladen. Reinfried Vogler, wieder gewählter Präsident der SL-Landesversammlung, konnte dazu zahlreiche Delegierte der einzelnen SL-Kreisgruppen sowie Delegierte der BdV-Kreisverbände aus ganz Hessen begrüßen.

Zu Beginn der Delegiertenversammlung galt ein Willkommensgruß zahlreichen Ehrengästen, so u.a. Margarete Ziegler-Raschdorf (Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler), Thomas Bach (Sozialministerium), Claus-Peter Große (stv. Stadtverordnetenvorsteher), Markus Gaßner (ehrenamtlicher Stadtrat), Stephan Belz (Stadtverordneter), Leonhardt Maniura (Seliger-Gemeinde), Siegbert Ortmann (BdV-Landesvorsitzender, BdV-Präsidiumsmitglied und stv. SL-Bundesvorsitzender) sowie Rudolf Friedrich (ehemaliger Landesbeauftragter für Heimatvertriebene und Spätaussiedler).

In ihrem Grußwort ging Margarete Ziegler-Raschdorf auf die vor kurzem stattgefundene Sudetendeutsche XVI. Bundesversammlung im Hessischen Landtag ein und bezeichnete diese als "durchweg gelungene Großveranstaltung".

"So ist es eine schöne Geste, dass unser Ministerpräsident - nicht nur im Hinblick auf die Gastfreundschaft jenes Wochenendes - sondern insgesamt wegen seiner Verdienste für die Heimatvertriebenen und Spätaussiedler - beim diesjährigen Sudetendeutschen Tag in Augsburg am 3. Juni mit dem Europäischen Karlspreis der Sudetendeutschen ausgezeichnet werden wird."

Nach Ziegler-Raschdorfs Worten verbinde das Land Hessen und die Sudetendeutschen eine ganze Menge. Von den über eine Million Heimatvertriebenen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Hessen ein neues Zuhause gefunden hätten, stammten rund 400.000 aus dem Sudetenland. Damit seien die Sudetendeutschen die mit Abstand größte Gruppe unter den Heimatvertriebenen, und nach Bayern sei Hessen das mit der zweithöchsten Aufnahme von Heimatvertriebenen aus dieser Region.

"Sie dürfen versichert sein, dass sich die Hessische Landesregierung angesichts der Bedeutung der Heimatvertriebenen für unser Bundesland ihrer Verantwortung für diese bewusst ist. Die Unterstützung der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler ist ihr eine Herzensangelegenheit."

Die Landesbeauftragte erinnerte auch an die zahlreichen Verbindungen und vielfältigen gemeinsamen Aufgaben im Jahresverlauf. Im Vergleich zu anderen Bundesländern gehe Hessen hier einen wirklich guten Weg. "Auch wenn ich bundesweit in Gremien und bei Veranstaltungen unterwegs bin, wird mir immer eine positive Einschätzung der Vertriebenenpolitik in Hessen bescheinigt. Schließlich ist es unser gemeinsames Anliegen, dass die Vertreibungen der Deutschen nicht verdrängt werden, sondern die Erinnerung an das schwere Schicksal in Würde gewahrt wird und dass das Kulturgut der alten Heimat auch den kommenden Generationen noch zur Verfügung steht."

Großes Lob erhielt der ehrenamtliche Stadtrat Markus Gaßner, ein Vertreter der jüngeren Generation mit ostpreußischen Wurzeln, für seinen bemerkenswerten, allumfassender Redebeitrag, der die ganze geschichtliche Tragik der Sudetendeutschen nach Ende der Donau-Monarchie und darüber hinaus deren Vertreibungsschicksal nach dem Zweiten Weltkrieg und die gelungene Integration in Hessen akribisch aufgereiht und so in aller Deutlichkeit den Teilnehmern der Wiesbadener SL-Landesversammlung vor Augen führte. Bereits zu Beginn seiner Ausführungen ging Gaßner auf die engen Verbindungen der Stadt Wiesbaden zu den Sudetendeutschen ein und erwähnte dabei auch die seit 1953 bestehende Patenschaft der Sudetendeutschen zwischen Wiesbaden und dem böhmischen Karlsbad. Beifall erntete Gaßner für seinen Vorschlag über eine künftig zusätzliche kommunale Partnerschaft zwischen den beiden Kurstädten, für die er sich demnächst bei den Wiesbadener Stadtgremien einsetzen wolle. Auf das Leid aller Opfer beider Seiten eingehend sei es wichtig, dass alle Verbrechen im Zusammenhang von Flucht und Vertreibung lückenlos aufgeklärt werden müssten. "Erst wenn wir es schaffen, genau so offen über die Schuld und die Verantwortung deutscher Täter, über das Leid deutscher Opfer zu sprechen, und nicht nur untereinander, sondern auch mit unseren Nachbarn, - erst dann besteht die Möglichkeit, dass die Lektion der Geschichte keine Ressentiments aufbaut, sondern sie letztendlich abbaut und die Chance besteht, dass die Geschichte uns nicht trennt, sondern verbindet."

In seinem Geschäftsbericht ging SL-Landesobmann Markus Harzer unter anderem auf die im vergangenen Jahr in mehreren hessischen Orten stattgefundenen Gedenkveranstaltungen und Einweihungen von Gedenksteinen 70 Jahre nach Ankunft der ersten Heimatvertriebenen in Hessen und auf die in Fulda durchgeführte SL-Landeskulturtagung ein. Ein besonderer Schwerpunkt sei in den kommenden Jahren das Bemühen um die Gewinnung von jüngeren Menschen zur Mitarbeit. Berichte der einzelnen Referenten zeigten die Themenvielfalt der hessischen Landesgruppe.

Dabei berichtete Frauenreferentin Rosemarie Kretschmer über die wertvolle Arbeit bei der Betreuung älterer Mitglieder, die Bemühungen bei der Pflege und Bewahrung der sudetendeutschen Kultur sowie die Wichtigkeit von Zeitzeugen - vor allem in Schulen.

© sudetenpress/hessen/05/2017
Text und Fotos: Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der SL-Landesgruppe Hessen

Mai 2017