SL Hessen

Sudetendeutsche treffen sich zur Kulturtagung

Teilnehmer informieren sich über Patenschaft für das Ostdeutsche Lied

Viele Teilnehmer der Landeskulturtagung der Sudetendeutschen Landsmannschaft hatten noch nichts davon gehört, dass in Wetzlar eine Patenschaft über das ostdeutsche Lied besteht. Jährlich trifft sich die Landesgruppe Hessen, um das Kulturgut ihrer verlorenen Heimat nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Hierbei wird vor allem in Vorträgen, aber auch mit Musik an das einstige Brauchtum erinnert. Landesobmann Markus Harzer konnte Anfang November des vergangenen Jahres 50 Sudetendeutsche aus ganz Hessen im Bürgersaal in Büblingshausen begrüßen. Unter ihnen waren auch der Wetzlarer Stadtrat Karlheinz Kräuter (SPD) und der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Hundertmark.

Der Leiter der Patenschaft für das Ostdeutsche Lied, Gerhard König, berichtete den Sudetendeutschen, dass einer der Ihren, Edgar Hobinka (1905 bis 1989), die Patenschaft im Wetzlarer Stadtparlament angeregt hatte. Hobinka wurde in Mährisch Schönberg am Altvatergebirge geboren. Er studierte einst an der Deutschen Universität Prag Germanistik und Slawistik sowie an der Prager Akademie für Musik und darstellende Kunst. Anschließend war er ab 1931 Lehrer am Realgymnasium in Käsmark. Später wurde er Gymnasialprofessor und Direktor der Lehrakademie Pressburg. Gemeinsam mit Hugo Lotz gründete er 1957 die Wetzlarer Musikschule. 1962 hat er angeregt, dass die Stadt die Patenschaft für das Ostdeutsche Lied übernimmt. Ursprünglich sei es darum gegangen, die Patenschaft für ein ostdeutsches Kulturgut zu übernehmen. Heute umfasse die Sammlung den gesamten deutschen Sprachraum. Der Schwerpunkt liege aber nach wie vor auf Liedern aus den ehemaligen ostdeutschen Sprachgebieten. Bislang umfasse die Sammlung 1.900 Liederbücher, 1.500 Liedblätter und 65.000 Einträge im Computer. Anfragen erreichten ihn sowohl aus dem Bundesgebiet als auch aus dem Ausland.

Einen weiteren Bogen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten nach Wetzlar schlug der CDU-Fraktionsvorsitzende in Solms, Sven Ringsdorf, mit einem Vortrag über das Kloster Altenberg und die Königsberger Diakonie.

Markus Harzer, der als SPD-Stadtverordneter in Steinau an der Straße engagiert ist und als Lehrer für Geschichte und Latein an der Karl-Rehbein-Schule in Hanau arbeitet, ging in seinem Beitrag auf Kaiser Karls IV., ein, dessen Geburtstag vor 700 Jahren mit zahlreichen Feiern bedacht wurde. Manfred Hüber (Leun), der aus dem heute tschechischen Karlsbad stammt, stellte seine ehemalige Heimatstadt unter dem Thema "Von der Heilquelle bis zum Weltbad" vor. Dabei wies er darauf hin, dass die Stadt 1349 gegründet wurde und schon 1370 als "Kaiser Karls Bad" die Stadtrechte erhielt. Heute leben in der westböhmischen Stadt über 50.000 Einwohner.

Zur Kulturerinnerung und -pflege gehörte auch die Musik. Helga Semper, gebürtig aus dem Erzgebirge, sang bei eigener Gitarrenbegleitung Lieder des Volksliederdichters Anton Günther (1876 bis 1937), der in ihrer Heimat gewirkt hat. Zum Abschluss der Tagung gestalteten die Ichelhäuser Musikanten aus Ehringshausen mit Liedern aus Böhmen ein Konzert. Dabei erklangen Polkas wie "Mein Egerland", "Lasst euch grüßen mit schöner Blasmusik" oder "Grüß Gott, ihr Freunde von nah und fern".

© sudetenpress/hessen/2017
Text und Fotos: Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der SL-Landesgruppe Hessen

Febtuar 2017