SL Hessen

Tag der Selbstbestimmung - Gedenken an die Märzopfer

SL-Kreisgruppe Groß-Gerau

54 Deutsche wurden von tschechischem Militär erschossen, als sie am 4. März 1919 demonstrierten. Dieses Ereignis ruft die Sudetendeutsche Landsmannschaft (SL) alljährlich mit einem Gedenken in Erinnerung. Am Hochkreuz hinter der Wallfahrtskapelle Maria Einsiedel erläuterte Helmut Brandl die damaligen Vorgänge. Der Sprecher der SL-Kreisgruppe Groß-Gerau erinnerte an die Zeit "aufkommenden Hasses gegenüber unserer Volksgruppe, die 1946 zur Vertreibung von über drei Millionen Deutschen aus ihrer Heimat und zu nahezu 300 000 Toten führte".

Brandl sagte, dass die Sudetendeutschen nach der Auflösung der Donaumonarchie gegen ihren Willen dem neuen Staat Tschechoslowakei zugeschlagen wurden. Sie pochten auf das vom amerikanischen Präsidenten Wilson proklamierte Recht auf Selbstbestimmung der Völker und ihre Angliederung an Österreich. Das endete tragisch. "Die Opfer erhielten keine Entschädigung, die Täter wurden nicht ermittelt und bestraft", sagte der Sprecher weiter. Für die Sudetendeutschen sei der 4. März zum "Tag der Selbstbestimmung" geworden.

An die jüngere tschechische Generation gewandt rief Brandl dazu auf, die Aufarbeitung der Vertreibung der Deutschen noch intensiver zu betreiben. "Die steigende Ablehnung der unrechtsmäßigen Benes-Dekrete in der tschechischen Bevölkerung ist dabei ein ermutigendes Zeichen für uns Heimatvertriebene."

In sein Totengedenken bezog Hans-Josef Becker die Vertreibungen dieser Tage ein. Der Gernsheimer Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen hob die Millionen Menschen in Syrien hervor, die im Bestreben nach Freiheit, Selbstbestimmung und Menschenwürde ihr Leben verlören oder die Heimat verlassen müssten. Mit Klängen der Messe von Franz Schubert hatte die Musik- und Gesangsgruppe des BdV Biebesheim/Dornheim die Gedenkfeier eröffnet. Es wirkte auch eine Trachtengruppe der Egerländer Gmoi z` Kelsterbach mit.

Dem Totengedsenken ging das Hochamt in der Pilgerhalle Maria Einsiedel voraus. Dabei forderte Pfarrer Heinrich Bosse, dass Christen stets für Menschenrechte und Menschen würde einträten. "Das Recht ströme wie Wasser", steht im Buch des Propheten Amos. Diese Forderung hat die Fastenaktion der deutschen Katholiken zum Leitspruch erhoben. "Angesichts der Ungerechtigkeit in der Welt provoziert dieser Satz", sagte Bosse. Der Pfarrer bezog die Propheten-Worte jedoch auch auf die sudetendeutschen Streiter für das Selbstbestimmungsrecht.

Text und Fotos: SL- und BdV-Kreisverband Groß-Gerau
April 2016