Abkommen über die würdige Beisetzung von Nachkriegsopfern angemahnt

Die Jahresabschlusssitzung 2005 des Gesamtvorstandes der Landesgruppe Hessen der Sudetendeutschen Landsmannschaft fand in Bad Soden am Taunus statt. Bürgermeister Norbert Altenkamp (CDU) begrüßte die Mitglieder des Gesamtvorstandes im Bürgerhaus von Bad Soden-Neuenhain. Er lobte die Aufbauleistung der deutschen Heimatvertrieben. Auch durch sie hätte die Stadt Bad Soden ein anderes Gepräge erhalten. Der Bürgermeister hob weiter die Verständigungsbereitschaft der Heimatvertriebenen mit den östlichen Nachbarn hervor. In diesem Zusammenhang wies er auf die in Franzensbad/Frantiskovy Lazne, durchgeführten Seminare, der Partnerstadt von Bad Soden, hin.

Landesobmann Alfred Herold gab einen Bericht über die Aktivitäten im Jahre 2005. Auf den 8. Mai 1945 eingehend, führte er aus, dieser Tag sei für die deutschen Heimatvertriebenen kein Tag der Befreiung gewesen, sondern Gewalt und Terror hätten sich fortgesetzt.

Als einen Höhepunkt der Arbeit im Jahr 2005 bezeichnete Herold das Landestreffen in Wetzlar. Als weitere Veranstaltungen nannte er die Landeskulturtagung sowie Gedenkveranstaltung an Adalbert Stifter im Haus der Heimat in Wiesbaden.

Der Landesobmann wies weiter auf die vom Hessischen Rundfunk im 3.Fernsehprogramm ausgestrahlten Dokumentationen über die Vertreibung hin.

Ein weiterer Film über die Ankunft des ersten Vertriebenentransportes in Hessen am 5. Februar 1946 sei in Vorbereitung. Eine Gedenkveranstaltung an diesen Transport werde am 5.Februar 2005 in Weilburg an der Lahn durchgeführt.

Weiter befasste sich der Gesamtvorstand mit einem aktuellen, politischen Thema.

Es wurde heftige Kritik daran geübt, dass die zivilen Opfer von Gewalt, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in der Tschechoslowakei in Massengräbern verscharrt wurden, nicht würdig bestattet werden können. Mit der Tschechischen Republik sei ein solches Abkommen bisher nicht zustande gekommen. Polen habe bereits ein diesbezügliches Abkommen mit der Bundesrepublik Deutschland geschlossen.

Wie Landesobmann Alfred Herold dazu ausführte, hätten aufgrund einer Entschließung der Landesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft aus dem Jahre 2003 alle damaligen Fraktionen des Deutschen Bundestages die Forderung unterstützt, die Opfer aus den Massengräbern zu bergen und würdig zu bestatten. Es sei aber bisher nichts geschehen.

Der Landesobmann stellte eindeutig klar, dass mit der vorstehenden Forderung keine Anklage gegen das tschechische Volk verbunden ist. Europäische Kulturnationen seien es den Toten schuldig, dass sie menschenwürdig beigesetzt werden.

Der Gesamtvorstand verlange in diesem Zusammenhang die Toten, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Tschechoslowakei Terror und Gewalt zum Opfer fielen, unter Teilnahme von offiziellen Vertretern der deutschen und der tschechischen Seite sowie von Vertretern der Sudetendeutschen würdig zu bestatten. Landesobmann Alfred Herold führte als leuchtendes Beispiel das Versöhnungskreuz von Wekelsdorf in der Tschechischen Republik an. Bei dessen Einweihung hätten tschechische Spitzenpolitiker und Vertreter der Sudetendeutschen teilgenommen.

Damit sei ein sichtbares Zeichen der Versöhnung gesetzt worden.

Der Gesamtvorstand forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, bei Gesprächen mit der tschechischen Regierung dieses Thema auf die Tagesordnung zu setzen.

Adolf Wolf