Tag der Vertriebenen beim Hessentag in Heppenheim

Benesch-Dekrete müssen auf den Prüfstand des europäischen Rechts

Der Tag der Vertriebenen beim jährlich stattfindenden Hessentag ist inzwischen schon zu einer festen Einrichtung beim Fest aller Hessen geworden. In diesem Jahr fand der Hessentag in dem romantischen Städtchen Heppenheim an der Bergstraße statt. Der Landesverband Hessen des Bundes der Vertriebenen beteiligte sich unter anderem mit einem Volkstumsnachmittag am Hessentag. Die Veranstaltung war nicht allein auf kulturelle Darbietungen beschränkt. Die Politik kam dabei nicht zu kurz. So waren die Benesch-Dekrete ein Thema.

Der Hessische Ministerpräsident Roland Koch ließ es sich nicht nehmen, die Heimatvertriebenen zu besuchen. Auch in diesem Jahr wurde er beim Betreten der bis auf dem letzten Platz besetzten Mehrzweckhalle in Heppenheim- Erbach mit großem Beifall begrüßt.

Der Ministerpräsident sagte in seiner Einleitung, diese Veranstaltung solle zeigen, dass die Vertriebenen ein Teil Hessens sind. Hessen lebe nur, wenn die Vertriebenen eine starke Stimme hätten.

Die Pflege des Kulturgutes der Heimatgebiete der Vertriebnen bezeichnete er als eine wichtige Aufgabe. Darauf könne sich aber die Arbeit der Vertriebenenverbände nicht beschränken. Es müsse auch über offene Fragen der europäischen Politik gesprochen werden. Einen wichtigen Schritt nannte er die Zustimmung zum europäischen Verfassungsvertrag. Zu den Benesch-Dekreten bemerkte er, mit dem Beitritt der Tschechischen Republik zur Europäischen Union würden diese Dekrete auf den Prüfstand des europäischen Rechts gestellt. Er nannte das eine Herausforderung und einen spannenden Teil der europäischen Innenpolitik. Die Tschechische Republik könne sich jedoch nicht mehr auf eine eigene innenpolitische Angelegenheit berufen. Es komme darauf an, Frieden zwischen den Menschen zu schaffen. Die deutschen Heimatvertriebenen hätten die Hand zum Frieden gereicht. Das bedeute jedoch, dass die Vergangenheit bewältigt und erledigt sei.
Die Integration der Spätaussiedler nannte der Ministerpräsident eine Herausforderung, die gemeinsame bewältigt werden müsse. Wichtig sei es, die jungen Menschen "für unser Land zu gewinnen". Dazu gehöre die Beherrschung der deutschen Sprache.
Der Ministerpräsident dankte allen für die geleistete Integrationsarbeit. Ein besonderes Lob sprach er seinen Freund, Rudolf Friedrich, dem Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler für sein besonderes Engagement aus.

Landesvorsitzender Alfred Herold dankte dem Ministerpräsidenten und Rudolf Friedrich für die gute Zusammenarbeit sowie für die Unterstützung. Hessentag und die Vertriebenen gehörten zusammen. Die unverwechselbare Kultur der Heimatgebiete müsse erhalten bleiben. Mit Gesang, Trachten, Spiel und Tanz komme die Heimat zum Klingen. Die Pflege der Kultur sei Erbe und Auftrag zugleich.

Treue zur Heimat und Dank an Hessen solle als Motto über dieser Veranstaltung stehen.

Der Bürgermeister von Heppenheim, Ulrich Obermayer, dankte den Vertriebenen für die Aufbauarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Ein herzliches Grußwort richtete auch die Kreisvorsitzende des BdV-Kreisverbandes Bergstraße, Rosel Koberg, an die Teilnehmer.

Ingrid Paulus führte durch ein buntes und abwechslungsreiches Programm. Die Original Böhmerländer aus Aschaffenburg, unter Leitung von Horst Nausch spielten schmissige Weisen, die die Besucher mitrissen. Es wirkten weiter mit: Die Egerländer Gmoi Gießen, die Siebenbürgisch-Sächsische Tanzgruppe, Pfungstadt, die Schlesische Trachtengruppe Wiesbaden, die Tanzgruppe der Deutschen Jugend aus Russland, Frankfurt/Main und die Schwälmer Kindertanzgruppe aus Cölbe bei Marburg.

Durch die Mitwirkung der hessischen Kindergruppe und der Tanzgruppe der Russlanddeutschen wurde besonders die Verbundenheit der Heimatvertriebenen zu der einheimischen Bevölkerung und zu den Spätaussiedlern deutlich.

Die Siebenbürgisch-Sächsische Tanzgruppe und die Schlesische Tanzgruppe brachten ein buntes Kaleidoskop an heimatlichen Tänzen und Tänzen aus anderen Landschaften. Die Tanzgruppe der Deutschen Jungend aus Russland begeisterte die Zuschauer mit dem Zigeunertanz. Die jungen Tänzerinnen wirbelten mit ihren bunten Gewändern über die Bühne.

Zünftig ging es bei der Egerländer Gmoi Gießen zu. Sie tanzte zu den Klängen des Deutschmeister-Regimentsmarsches und erhielt viel Beifall.

Wie zu hören war, wurde die Veranstaltung vom Publikum gut angenommen.

Adolf Wolf