SL Hessen

Markus Harzer ist neuer Landesobmann der Sudetendeutschen in Hessen

Landesversammlung dankt Alfred Herold für 35 Jahre beispielhaftes Engagement

"Alfred Herold hat in seiner Zeit als Landesobmann der Sudetendeutschen in Hessen die hessische Landesgruppe durch persönlichen Einsatz über mehr als drei Jahrzehnte entscheidend geprägt, weiterentwickelt und sich so in hohem Maße verdient gemacht". Reinfried Vogler, Präsident der Landesversammlung, hob in seiner Laudatio für den scheidenden Landesobmann hervor, Herold habe in all den Jahren nie resigniert und das Ziel des steten Aufbaus der Landesgruppe nie aus den Augen verloren. Dabei habe er es verstanden, bei seinen Bemühungen nicht nur nach Innen zu wirken, sondern heimatpolitische Themen unverfälscht über Parteigrenzen hinweg zu den politischen Mandatsträgern und so in die Gesellschaft weiterzutransportieren. Die Delegierten aus 21 hessischen Kreisgruppen dankten Herold bei der Landesversammlung der Sudetendeutschen im Wiesbadener Haus der Heimat mit stehendem Applaus und wählten ihn zum Ehrenvorsitzenden. Zu seinem Nachfolger wählten die versammelten Delegierten den 47-jährigen Markus Harzer, bisher Landeskulturreferent der Sudetendeutschen Landesgruppe, aus Steinau. Zu seinen Stellvertretern bestimmte man Manfred Hüber (Leun), Rudolf Krämling (Büdingen), Hagen Novotny (Griesheim) und Rudolf Riedel (Wiesbaden). Harzer versprach nach seiner Wahl, den Weg der Versöhnung mit dem tschechischen Volk auf dem Fundament von Wahrheit und Gerechtigkeit konsequent weiterzugehen. Hierfür gebe es keine Alternative.

Vogler konnte zur Landesversammlung auch zahlreiche Ehrengäste begrüßen, die Herold durch ihre Anwesenheit für die jahrelange fruchtbare Zusammenarbeit auf zahlreichen Gebieten ihren Dank zollten:
Vom Stadtparlament Wiesbaden Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Nickel, die Wiesbadener Stadträtinnen Ingried Reiss und Helga Skolik, Ulrich Caspar vom Unterausschuss für Heimatvertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge und Wiedergutmachung (HAFW), die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Margarete Ziegler-Raschdorf sowie ihren Vorgänger im Amt Rudolf Friedrich und den Vorsitzenden des BdV-Landesverbandes Hessen Siegbert Ortmann.

Ein besonderer Willkommensgruß galt dem bayerischen Landesobmann Steffen Hörtler.

Nach den Worten von Wolfgang Nickel sei es Alfred Herold in all den Jahren gelungen, die verschiedenen Interessen und Ideen von den Mitgliedern der Sudetendeutschen Landsmannschaft zu bündeln, Anregungen zu geben und dabei wichtige Impulse zu setzen. Margarete Ziegler-Raschdorf überbrachte die Grüße des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier und des Ministers für Soziales und Integration Stefan Grüttner. In ihren Dankesworten lobte sie die gute Zusammenarbeit mit Herold und führte aus: "Sie haben der Sudetendeutschen Volksgruppe in Hessen über 34 Jahre Gesicht und Stimme gegeben." Im Rahmen der Feierlichkeiten "65 Jahre Wiesbadener Abkommen" versprach die Landesbeauftragte für den 16.07.15 einen Festakt im Hessischen Landtag.

In seiner Gastrede sprach der bayerische Landesversitzende Steffen Hörtler, stellvertretender Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Geschäftsführer der Bad Kissinger Bildungs- und Begegnungsstätte "Heilgenhof" zum Thema "Die derzeitigen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Tschechien." Fragt man nach dem heutigen deutsch-tschechischen Sachstand der gegenseitigen Beziehungen, so Hörtler, so werde man auf die Deutsch-tschechische Erklärung über die gegenseitigen Beziehungen und deren künftige Entwicklung aus dem Jahre 1997 verwiesen. In ihr werde zum Ausdruck gebracht, dass die Gestaltung ihrer Beziehungen weiterhin der Verständigung und dem gegenseitigen Einvernehmen Vorrang einzuräumen habe und ihre Beziehungen nicht mit aus der Vergangenheit herrührenden politischen und rechtlichen Fragen belastet werden dürfe. "Umso mehr ist es Aufgabe und Aufforderung an uns Sudetendeutsche, dass wir uns in diesen Prozess einbringen, dass wir Motor dieses Dialoges sind, damit unsere Themen nicht verloren gehen." Dank gebühre hierbei der Bundesrepublik Deutschland und den einzelnen Bundesländern, hier besonders der hessischen Landesregierung, die durch die Bereitstellung der finanziellen Mittel für die vielfältige Vertriebenenarbeit, so bei der Bewahrung der Kultur der Vertriebenen und Begegnungen zwischen Deutschen und Tschechen, erst ermögliche. In seinen Ausführungen ging Hörtler auch auf die kürzlich von der Bundesversammlung verabschiedete Satzungsänderung der Sudetendeutschen Landsmannschaft hinsichtlich des Paragraphen über die Formulierung zur "Durchsetzung der Wiedergewinnung der Heimat" ein und verteidigte leidenschaftlich diese Entscheidung:

"Ich freue mich, dass die Bundesversammlung diese Satzung geändert hat." Denn, es falle ihm schwer, der heutigen Jugend eine solche Durchsetzung verständlich erklären zu müssen. Hörtler stellte sich in diesem Zusammenhang auch vor Bernd Posselt, den Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft, und lobte dessen behutsames Vorgehen im Dialog mit Tschechien: "Sein Schweigen war sehr laut gewesen." - "So freue ich mich, dass wir klare, eindeutige Formulierungen getroffen haben, in denen dort nach wie vor das Selbstbestimmungsrecht und das Recht auf Heimat sowie die Charta der Grundrechte der Europäischen Union verankert sind."

Die Wiesbadener Delegiertenversammlung begrüßte in diesem Zusammenhang die in den letzten Tagen verlautbarten Stellungnahmen und die darüber entstandenen Diskussionen über die Massaker des Osmanischen Reichs an den Armeniern vor hundert Jahren, diese endlich als Völkermord zu bezeichnen.

Die hessische Landesgruppe der Sudetendeutschen weist auf zwei Großveranstaltungen ihrer Volksgruppe hin: Der Vertriebenentag am 30.05.15 im Rahmen des diesjährigen Hessentages in Hofgeismar mit dem Großen Volkstumsnachmittag und der Verleihung des Hessischen Integrationspreises sowie der 66. Sudetendeutsche Tag am 23./24.05.15 in Augsburg mit dem Leitwort "Menschenrechte ohne Grenzen". Hierzu lädt die Sudetendeutsche Landsmannschaft herzlich ein.

Text: Helmut Brandl; Fotos: Brandl/Schott
Im April 2015