SL Hessen

Kulturtagung der Sudetendeutschen im Groß-Gerauer Hotel Adler

Groß-Gerauer Römerfunde und Znaimer Gurken aus Südmähren

Die Landesgruppe der Sudetendeutschen in Hessen hatte am letzten Wochenende im Oktober zu ihrer diesjährigen Landeskulturtagung ins Groß-Gerauer Hotel Adler eingeladen. Landesobmann Markus Harzer konnte dazu Teilnehmer aus ganz Hessen begrüßen. Dabei betonte Harzer, dass für die Landesgruppe keine Veranstaltung so wichtig sei wie diese. Waren in früheren Jahren diese Kulturtagungen immer im "Haus der Heimat" in Wiesbaden veranstaltet worden, so finden diese Zusammenkünfte einmal im Jahr seit kurzem abwechselnd in verschiedenen hessischen Regionen statt. Die Teilnehmer erleben so nicht nur sudetendeutsche Themen, sondern lernen dabei gleichzeitig auch Interessantes über "Land und Leute" der jeweiligen Region kennen.

So ist es guter Brauch, dass neben der Vorstellung sudetendeutscher Heimatregionen, Heimatorganisationen, sudetendeutscher Kunst, Kultur, Literatur und Brauchtum zu Beginn einer solchen Veranstaltung sich auch die gastgebende hessische Region vor Ort vorstellt. Diese Aufgabe hatte Jürgen Volkmann als Leiter des Stadtmuseums Groß-Gerau übernommen. In seinem Referat mit historischen Bildern über die Stadtentwicklung spannte er einen Bogen von der erdgeschichtlichen Entwicklung des Rhein-Main-Gebietes und den Rheingraben, dem alten Neckarbett, der Bedeutung dieser Region für die Römer und als Durchzugsgebiet von Kampftruppen im Mittelalter, Groß-Gerau als entstehenden Marktort bis zur kontinuierlichen Stadtentwicklung heutiger Tage. Beim Betrachten eines alten Fotos über die frühere Konservenfabrik Helvetia erinnerte man an die Ankunft der ersten Heimatvertriebenen im Frühjahr 1946, die in der "Helvetia" eine erste Bleibe und später viele auch eine Beschäftigung gefunden hatten.

Matthias Dörr, Bundesgeschäftsführer der Ackermann-Gemeinde mit Sitz in München, stellte diese Gemeinschaft der sudetendeutschen Heimatvertriebenen in der katholischen Kirche vor. Sie wurde von Vertriebenen aus Böhmen, Mähren und Schlesien 1946 gegründet und gestaltet und pflegt aktiv Beziehungen zu den östlichen Nachbarn. Nach Dörrīs Worten leistet diese Gemeinschaft im Bewusstsein der Geschichte, die auf allen Seiten schwere Verletzungen hinterlassen hat, einen Friedensdienst im kirchlichen, gesellschaftlichen und politischen Bereich. So wirkt die Ackermann-Gemeinde durch Begegnungen mit Menschen und Gruppen in Tschechien und der Slowakei. Darüber hinaus war sie Stütze und half bereits unmittelbar nach der Vertreibung bei der Überwindung der materiellen und oft auch seelischen Not sowie bei der Integration der Betroffenen. "Ein besonderes Anliegen ist es uns, das Bewusstsein an die Herkunft zu bewahren und die Verbindung an die alte Heimat zu festigen sowie die Verantwortung hierfür an die Nichterlebnisgeneration zu übertragen".

Den Abschluss der Kulturtagung bildete ein Reisebericht über eine statt gefundene kulturelle Wanderwoche nach Südmähren. Helmut Seidel und Hagen Novotny von der "Jungen und mittleren Generation" (JMG) der Sudetendeutschen Landesgruppe Hessen präsentierten in Wort und Bild eindrucksvolle Reiseeindrücke über die südmährischen Städte Brünn, Nilolsburg, Znaim, Zlabings und Neubistritz. Als Schmankerl dieser Heimatregion wurde den Teilnehmern der Kulturveranstaltung zu den musikalischen Klängen des BDV-Akkordeon-Duos mit Rudolf Mohr und Karin Liedtke südmährischer Wein mit Znaimer Gurken kredenzt.

Text und Fotos: Helmut Brandl
Im November 2015