Tote einbetoniert - Gebeine aus Massengrab in Vollmau/Folmava geborgen

Wer heute nach Folmava, dem früheren deutschen Vollmach, kommt, spürt nichts mehr von dem grausamen Massenmord, den tschechoslowakische Soldaten und Angehörige der so genannten Revolutionsgraden dort verübten. Das Dorf mit etwa über 100 Einwohnern liegt nahe am Grenzübergang zu Furth im Walde. Die Dorfstraße ist leer. Lastzüge donnern auf einer Umgehungsstraße an dem Ort vorbei. Bewohner der angrenzenden Region in Bayern kaufen in dem Traveller-Shop am Grenzübergang ein. Die Waren sind dort billiger als in Bayern. Auf dem Vietnamesenmarkt werden Plagiate angeboten. Es gibt auch eine Spielbank und einige Nachclubs mit Bordellbetrieb. Vor einem Nachtclub steht ein Schild mit der Aufschrift "ab 40,-".

In Vollmau/Folmava erfolgte die Exumierung eines Massengrabes, in dem die Opfer des grausamen Massakers vom 13.Mai 1945 verscharrt wurden. Anhand von Zeugenaussagen konnte das Massengrab lokalisiert und ein Teil der Gebeine der Opfer geborgen werden. Bei der Exhumierung fand man die Gebeine von drei Personen, einen Ehering, in dem der Name einer Frau eingraviert ist, einen Füllfederhalter sowie die Reste eines Soldatenstiefels. Eine weitere Bergung der Skelette war nicht möglich, da sich auf dem Massengrab ein Lichtmast mit einem Betonfundament von 2,50 x 2,50 m befindet. Die restlichen Gebeine liegen unter dem Fundament oder sie wurden einbetoniert.

Über diesen grausamen Massenmord gibt es heute noch Augenzeugen. Wie sie übereinstimmend berichteten, wurden die Deutschen von der Hauptstraße in eine Seitenstraße hineingetriebenen, und es erfolgte eine regelrechte Treibjagd.

Ein Augenzeuge berichtete (Name der Redaktion bekannt) am 13. Mai 1945 seien etwa gegen 7.00 Uhr morgens Schüsse gefallen. Er habe beobachtet wie sich auf der Seitenstraße Menschen überschlugen. Er konnte dieses Geschehen nicht zuordnen. Er später wurde bekannt, dass dort Deutsche erschossen wurden. Im Dorf sprach man von 26 Toten. Unter den Opfern sollen sich Angehörige des Wachpersonals der Munitionsfabrik in Holleischen mit ihren Familien und Flüchtlinge aus Schlesien befunden haben. Seine Tante sammelte die Personalpapiere der Toten ein und übergab sie dem Pfarrer. In der Nähe des Massengrabes hätten Kinderwagen gestanden. Das sei ein Indiz, dass auch Kinder ermordet wurden.

Der Zeuge berichtete weiter, ihm habe der Massenmord keine Ruhe gelassen und nachgeforscht. Ein Arbeitskollege teilte ihm mit, dass die Täter aus der Kaserne von Taus/Domazlice kamen. Am 13. Mai 1945 wurden dort Freiwillige für die "Aktion Vollmau" gesucht. Der Zeuge sah weiter am Tag der Tat einen Lastwagen mit Plane stehen, mit dem die Soldaten kamen. Sie hätten Uniformen getragen. Einzelheiten der Uniformen konnte er jedoch nicht erkennen.

Eine Augenzeugin ist heute noch traumatisiert. Sie berichtete von zwei Lastwagen, die in Vollmau ankamen. Auf dem einem Lastwagen seien Zivilisten , unter anderem auch Flüchtlinge aus Schlesien gewesen. Die Soldaten stoppten den Lastwagen in Vollmau und jagten die Deutschen in eine Seitenstraße in Richtung Untervollmau. Dann eröffnete sie aus Maschinenpistolen das Feuer. Frauen aus Vollmau hätten die Toten zu dem Massengrab tragen müssen. Die Täter trugen tschechoslowakische Uniformen. Wie sie später erfuhr, sollen unter den Mördern auch deutsche Kommunisten gewesen sein, die sich den tschechischen Revolutionsgarden anschlossen.

Der Enkel eines der Opfer ist sehr betroffen von den damaligen Ereignissen. Sein Großvater liege auch in dem Massengrab. Sein Vater erzählte ihm, die Soldaten seien in die Wohnung der Großeltern gekommen und hätten seinem Großvater in den Bauch geschossen. Die Großmutter sei auch getroffen worden. Dann ermordete ein Soldat seinen Großvater mit einem Genickschuss.

Bezüglich des Massengrabes in Vollmau ergeben sich Ungereimtheiten. Als der Lichtmast aufgestellt wurde mussten wegen der Geländebeschaffenheit Bohrungen durchgeführt werden. Dabei stieß man zweifelsfrei auf die Gebeine. Offensichtlich wollte man das Massengrab vertuschen.

Auf dem Friedhof von Vollmau soll sich ein Massengrab mit deutschen Soldaten befinden. In einer Ecke des Friedhofs steht ein Kriegerdenkmal. Das Denkmal, das schief steht, wurde erst später von einer anderen Stelle auf dem Friedhof gebracht. Man kann daher nicht auszuschließen, dass sich unter dem Denkmal ein weiteres Massengrab befindet.

Adolf Wolf

November 2007