Massenmord in der Umgebung von Taus/Domazlice nach dem Zweiten Weltkrieg

Zeitzeugen gesucht

Nach einer Meldung von Radio Prag vom 15. Juli 2005 wurde in der Gemarkung der Gemeinde Drasenau/ Drazenov ein bisher unbekanntes Massengrab mit Gebeinen hingerichteter deutscher Häftlinge aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges gefunden.

Im jüngst entdeckten Grab bei Drazenov sollen sich Gebeine von 54 Männern befunden haben.

Wie zu erfahren war, handelte es sich bei den Toten um männliche Personen, meist jüngeren Alters. Außer einigen Knöpfen wurden keine weiteren Gegenstände in dem Massengrab gefunden. Die Ermordeten wurden offensichtlich vorher völlig ausgeraubt.

Die örtlichen Stellen konnten keine Hinweise über den Massenmord geben. Zeitzeugen aus Dranzenov und aus der Umgebung sind nicht bereit, Angaben über den Tathergang und über weitere Massengräber zu machen. Es herrscht eisiges Schweigen. Es soll sich in der Umgebung ein weiteres Massengrab mit 150 ermordeten deutschen Soldaten befinden.

Die tschechischen Medien berichteten darüber.

Der tschechische Historiker Tomas Stanek berichtet in seinem Buch "Verfolgung 1945" von einem Massaker an Deutschen in der Nähe von Taus. In dem Buch heisst es: Im Jahre 1946 wurden durch Organe der Staatssicherheit (StB) Hinrichtungen von in Taus verhafteten Personen untersucht. Die diesbezüglichen Befehle hatte in der "nachrevolutionären Zeit" der Stabshauptmann Infanterie, J. Fahrner, erteilt. Es handelt sich vor allem um Angehörige der SS, der SA und von Nazi-Gliederungen. Doch konnte es sich bei einer bedeutsamen Zahl von Opfern unter diesen auch um Leute gehandelt haben, welche sich während der Besatzungszeit nichts hatten zuschulden kommen lassen. Doch keinerlei Justizorgan hat jemals darüber befunden, ob es sich bei den Ergebnissen der vorausgegangenen Untersuchungen um einen Nachweis für eine Anklage und Strafe gehandelt habe. Fahrner und Genossen holten die Deutschen aus der Haft im Gefängnis des Kreisgerichts und aus dem Lager bei Chrastawitz bei Taus. Etliche Personen wurden im Polizeigefängnis erschlagen, andere außerhalb der Stadt. Dies war unter anderem auch das Schicksal von 35 Männern aus Bischofteinitz. Nach einem Bericht des Ministeriums für nationale Verteidigung aus dem Jahre 1947 wurden die Toten in Massengräbern unweit der Ortschaft Drasenau begraben ; es waren insgesamt an die hundert Menschen. Mit Wissen von Fahrner wurden weitere, annähernd 120 Menschen, direkt auf dem Tauser Bahnhof erschossen, in dessen unmittelbarer Nähe sie dann auch beerdigt wurden. Der diesbezügliche Bericht präzisierte dahingehend , dass es offenkundiges Bestreben war ,"dieses Wissen nach Möglichkeit die längste Zeit über geheimzuhalten".

Die tschechischen Strafverfolgungsbehörden untersuchen solche Fälle, wenn eine Strafanzeige und ein Ersuchung um Rechtsverfolgung von deutscher Seite vorliegt.

Es werden Zeugen und weiteres Material über diese Massenmorde gesucht.

Wer Angaben darüber machen kann, sollte sich - möglichst in schriftlicher Form - an Adolf Wolf, Neufeldstraße 24, 65207 Wiesbaden, Tel/Fax 06122/12711, Email: wolf.med@t-online.de wenden.

Adolf Wolf